Geschichte der AGII
Gründungsphase
Im Vorfeld der AGII – Gründung wurden in Deutschland vereinzelt wissenschaftliche Vorträge und Publikationen zu infektiologischen Problemen gehalten. Letztlich waren es „Einzelkämpfer“ an Universitäten oder nicht akademischen Krankenhäusern, die sich in West- und Ostdeutschland mit gynäkologischen Infektionen beschäftigten. Es gab besonders in den USA und den skandinavischen Ländern enorme wissenschaftliche Aktivitäten, darüber hinaus wurde 1981 AIDS als neue sexuell übertragbare Erkrankung durch HIV definiert.
Im Jahr 1975 hatte Ernst Rainer Weissenbacher, Oberarzt an der Universitäts- Frauenklinik München – Großhadern, dort die 1. Tagung über Infektionen in Gynäkologie und Geburtshilfe durchgeführt. Er hatte kurz zuvor seine Habilitationsschrift über die neu entdeckten Mykoplasmen geschrieben.
In der DDR hatte schon seit 1965 die Arbeitsgemeinschaft Mikrobiologie und Krankenhaushygiene in der Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe bestanden (Quellen zu den Kapiteln 5 und 6 in den Protokollen und Akten der AGII, im Besitz des Verfassers). Gründer und langjähriger Vorsitzender war Prof. Heinz Spitzbart (Leipzig/Erfurt). Mitglieder waren Renate Blaschke-Hellmessen (Dresden), Lutz Baumann (Leipzig), Helene Birnbaum (Greifswald), J. Brockmann (Halle), J. Dahl (Cottbus), L. Eckart (Halle), W. Handrick (Leipzig), Peter Hengst (Berlin), Peter Karutz (Brandenburg/Havel), Dr. Kempf (Finsterwalde), B. Löser (Dresden), Gerd Neumann (Rostock/Potsdam), H. Perlitz (Haldensleben), W. Sadenwasser (Rostock), Gisela Schuster (Magdeburg), Günther (Jena), Christa Seyffert (Leipzig), Frau Dr. Sokolowski (Magdeburg), Prof. Dr. Weise (Magdeburg), Dr. Wolff (Halle/Leipzig), Dr. Ingrid Hannig (Berlin), Ursula Schmidt (Jena), Gerd Schrader (Erfurt), H.-J. Seewald (Jena), P. Steinert (Zwickau) und A. Stelzner (Jena).
Eiko E. Petersen, Oberarzt an der Universitäts – Frauenklinik in Freiburg, selbst ursprünglich Mikrobiologe und Gynäkologe, ergriff mit einem Brief vom 25. 6. 1987 an Personen in Westdeutschland, die durch Aktivitäten oder Interesse für das Gebiet gynäkologischer Infektionen aufgefallen waren, die Initiative:
„In dieser Arbeitsgruppe sollen an der Sache interessierte, qualifizierte und aktiv arbeitende Kollegen zusammenfinden. Es soll eine Arbeitsgemeinschaft und keine vorwiegende Representationsgemeinschaft sein. Zielsetzung soll es u. a. sein, gemeinsame Arbeitsprogramme zu erstellen und multizentrische Studien durchzuführen. Wir wollen darauf achten, daß unsere Arbeiten kritisch und aussagefähig sind und dazu brauchen wir die gemeinsame Diskussion. So können wir auch dafür sorgen, daß unsere Arbeiten entsprechend anerkannt werden, auch im internationalen Wettbewerb. Die Gruppe soll sich gegenseitig Hilfestellung geben und Verbindungen schaffen und somit manchem auf diesem Gebiet arbeitenden Kollegen aus seiner Position als „Einzelkämpfer“ heraushelfen.“
So trafen sich anlässlich des 3. Freiburger geburtshilflichen Kolloquiums am 5. 9. 1997 folgende 24 Personen und gründeten den „Arbeitskreis für Infektionen in der Gynäkologie und Geburtshilfe (AGI)“:
- Dr. Andreas Bauer, Virologe, Erlangen;
- Dr. Ch. Bäumer, Universitäts-Frauenklinik Tübingen;
- Dr. Rolf Becker, Gynäkologe, Klinikum Steglitz, Freie Universität Berlin;
- Prof. Dietrich Berg, Chefarzt der Frauenklinik, Marienkrankenhaus Amberg;
- Dr. Harald Bräutigam, Chefarzt der Frauenklinik, Marienkrankenhaus Hamburg;
- Dr. Klaus Friese, Frauenklinik der Johannes Gutenberg – Universität Mainz;
- Doz. Dr. G. J. Gerstner, Primarius der Frauenklinik Stockerau, Österreich;
- Dr. Ute Grimm, Frauenklinik, Klinikum Ingolstadt;
- Prof. Ernst J. Halberstadt, Universitäts – Frauenklinik Frankfurt;
- Dr. Edgar Harms, St. Elisabeth-Krankenhaus, Köln – Hohenlind;
- Prof. Ernst-Joachim Hickl, Universitäts-Frauenklinik Hamburg – Finkenau;
- Priv.-Doz. Dr. med. Udo B. Hoyme, Universitäts – Frauenklinik Essen;
- Priv.-Doz. Dr. Joachim Martius, Universitäts – Frauenklinik Würzburg;
- Dr. Werner Mendling, Frauenklinik der Kliniken St. Antonius gGmbH Wuppertal;
- Dr. Klaus Langner, Inst. für Perinatale Medizin, Frauenklinik Berlin – Neukölln;
- Prof. Eiko E. Petersen, Universitäts – Frauenklinik Freiburg;
- Dr. Heinrich Prömpeler, Universitäts – Frauenklinik Freiburg;
- Dr. W. Peukert, Universitäts – Kinderklinik Freiburg;
- Dr. Peter Saling, Inst. für Perinatale Medizin, Frauenklinik Berlin – Neukölln;
- Dr. Axel Schäfer, Frauenklinik der Freien Universität Berlin – Charlottenburg;
- Dr. B. Mönig – Schuth Universitäts – Frauenklinik Freiburg;
- Doz. Dr. R. Schuhmann, Universitäts-Frauenklinik Frankfurt;
- Dr. Nicolas Toussaint, Frauenklinik St. Vincentius Karlsruhe;
- Dr. Gunther Züllich, Marienkrankenhaus Hamburg.
(einige Namen sind nicht komplett protokolliert. Der Verfasser ist für Ergänzungen dankbar).
Wissenschaftlich durch infektiologische Arbeiten bereits aufgefallen waren aus dieser Gruppe neben Herrn Petersen (Vaginalinfektionen) die Herren Hoyme (Habilitation über Chlamydia trachomatis und wissenschaftlicher Forschung zur bakteriellen Vaginose in Seattle bei Prof. Eschenbach), Martius (ebenfalls wissenschaftlicher Aufenthalt in Seattle, Arbeiten über bakterielle Vaginose, und vorzeitige Wehen sowie B-Streptokokken), Friese (Zytokine, HIV, Toxoplasmose), Schäfer (Zytokine, vorzeitige Wehen, HIV), und Mendling (Vulvovaginalcandidosen, Scheidenflora und Salpingitis).
Schnell traten darauf hin neue Interessenten in die AGI ein. Man traf sich ein- bis zweimal pro Jahr anlässlich eines nationalen Kongresses, z. B. dem Perinatalkongress in Berlin oder der jährlichen von Prof. E. R. Weissenbacher in München organisierten Tagungen., später auch anlässlich der DGGG – Kongresse.
Zusammen mit Prof. Hans Hirsch erarbeitete Dr. Werner Mendling die Satzung, die anlässlich der DGGG – Tagung in München von der Mitgliederversammlung der AGI am 7. 9. 1988 angenommen wurde. Somit wurde aus dem Arbeitskreis die „Arbeitsgemeinschaft für Infektionen in der Gynäkologie und Geburtshilfe (AGII)“.
Im erstem gewählten Vorstand waren von 1988 bis 1991 als 1. Vorsitzender Prof. Hans Hirsch, Tübingen, als 2. Vorsitzender Prof. Eiko E. Petersen, Freiburg, als Vorstandsmitglied 1 Prof. Udo B. Hoyme, Essen, als Vorstandsmitglied 2 Dr. Werner Mendling, Wuppertal, der zusätzlich die Aufgabe des Schriftführers übernahm und sich federführend um die zu schreibende Satzung kümmerte, und als Schatzmeister Prof. Ernst Rainer Weissenbacher. Dr. Dr. Gerhard Ey, Lemförde/Diepholz, schlug außerdem einen Vertreter der niedergelassenen Frauenärzte vor, der dem Vorstand assoziiert sein sollte.
Auf der 7. Sitzung der AGI am 1. 3. 1990 in München wurde die neue Geschäftsordnung mit einer durch Dr. Axel Schäfer, Berlin, initiierten Namensänderung offiziell angenommen. Die AGI nannte sich ab jetzt „Arbeitsgemeinschaft für Infektionen und Infektionsimmunologie in der Gynäkologie und Geburtshilfe (AGII)“.
Am 4. 5. 1988, wurde auf Initiative von Prof. Ernst Rainer Weissenbacher, München, in Mailand die European Society for Infectious Diseases in Obstetrics and Gynecology (ESIDOG) mit den Vorstandsmitgliedern Prof. V. Danesino/ Milano, Prof. E. R. Weissenbacher/München Secondo Guaschino/Milano, Prof. Willem van der Meijden/Rotterdam, Prof. Ph. R. Bennett/ London und Prof. Babill Stray-Petersen/Oslo gegründet. Es ist das große Verdienst Prof. Weissenbachers, so im Lauf der Jahre ein über alle Kontinente reichendes weltweites Netzwerk geschaffen zu haben, so dass sich die wenigen Infektiologen jedes Landes in regelmäßigen Abständen zu wissenschaftlichen Kongressen treffen konnten.
Notwendige Modernisierungen machten eine Neuorganisierung erforderlich. So gründete sich während des 9. ESIDOG – Meetings am 29. 10. 2015 in Riga die International Society for Infections in Obstetrics and Gynecology (ISIDOG) und wählte im April 2016 Prof. Gilbert Donders/Belgien zum Präsidenten, Dr. Peter Greenhouse/England zum Vizepräsidenten, und zu weiteren Vorstandsmitgliedern Prof. Werner Mendling/Deutschland, Prof. Ljubomir Petricevic/Wien und Prof. Dace Rezeberga/Litauen. Die nächsten ISIDOG – Kongresse fanden im Oktober 2017 in Wien, im November 2019 in Porto und im Oktober 2021 in Budapest (hybrid) statt.
Zusammenschluss mit den Mitgliedern der AG Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der DDR
Im Jahr 1889 hatte „Die Wende“ in der Existenz der beiden deutschen Staaten BRD und DDR stattgefunden. Erstmals waren während der Sitzung der AGI am 1. 3. 1990 in München unter den etwa 40 Teilnehmern auch solche aus der DDR.
Es war für alle sehr bewegend, meist erstmalig mit den Kollegen des anderen deutschen Staates persönlich zusammenzutreffen, hatte man doch oft bereits deren Publikationen gelesen. Schnell entwickelten sich kollegiale und freundschaftliche Beziehungen, besonders mit denjenigen, die wissenschaftlich sehr aktiv gewesen waren wie Frau Blaschke-Hellmessen (vaginaler Candidabefall unter der Geburt und folgend Mundsoor/ Windeldermatitis beim Neugeborenen), Herr Spitzbart (Vaginalmykosen, Krankenhaushygiene), Herr Neumann (Vaginalmilieu, Hefepilze), Herr Hengst (Reduzierung der Frühgeburt durch pH – Messung bzw. Laktobazillen nach Saling), und das Ehepaar Halle (Mikrobiologie und Geburtshilfe). Nicht Mitglied dieser AG, aber als Dermatologin sehr modern über Immunologie der Vaginalmykose forschend war z. B. Frau Prof. Tausch, ehemals Charité, später Hamburg und Kiel.
Die AG Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der DDR, die 1965 von Heinz Spitzbart in Leipzig gegründet worden war und deren Vorsitzender er seitdem war, tagte am 9. und 10. 4. 1990 in Klandorf in der Schorfheide. Unter den Teilnehmern waren neben Prof. Spitzbart/Erfurt Dr. Lutz Baumann, Leipzig, Dr. Helene Birnbaum, Greifswald, Dr. J. Brockmann, Halle, Dr. J. Dahl, Cottbus, Prof. Peter Hengst, Berlin, Dr. Peter Karutz, Brandenburg/Havel, Dr. Kempf, Finsterwalde, Dr. B. Löser, Dresden, Dr. W. Sadenwasser, Rostock, Dr. Gisela Schuster, Magdeburg, Dr. Günther, Jena, Dr. Christa Seyffert, Leipzig, Dr. Sokolowski, Magdeburg, Dr. Wolff, Halle, Dr. Ingrid Hannig, Berlin, Doz. Dr. G. Schrader, Erfurt, Prof. Renate Blaschke-Hellmessen, Dresden, Dr. Joachim Holtorff, Dresden, Dr. Hans-Joachim Seewald, Jena, Dr. Alexander Stelzner, Jena und Prof. Ernst Rainer Weissenbacher, München. Es wurde eine zukünftige Zusammenarbeit der AG in einer gesamtdeutschen Kommission unter der Leitung der ESIDOG, einem Anliegen von Prof. Weissenbacher, begrüßt.
Auf der Mitgliederversammlung der AGII am 11. 9. 1990 während des DGGG-Kongresses in Hamburg trat Prof. Hirsch als 1. Vorsitzender mit Wirkung zum 1. 3. 1991 zurück. Er hatte ohnehin zuvor erklärt, diese Aufgabe nur vorübergehend in der Gründungsphase zu übernehmen. Erstmals fand während dieses DGGG – Kongresses auch eine AGII – Sitzung mit 11 wissenschaftlichen Vorträgen statt!
Auf dieser Sitzung erklärte Prof. Heinz Spitzbart, Erfurt, als langjähriger Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der DDR, dass sich diese AG kurz vor der Auflösung befinde, so dass diesen Mitgliedern und weiteren Interessierten der Weg zum Beitritt in eine gesamtdeutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und den untergeordneten Arbeitsgemeinschaften möglich sei. Er übergab dem Vorstand der AGII eine Liste mit 26 Mitgliedern der AG Mikrobiologie und Krankenhaushygiene.
Am 14. 2. 1991 wurden während der 9. Mitgliederversammlung der AGI auf der
6. Internationalen Tagung über Infektionen in Gynäkologie und Geburtshilfe in München 24 Mitglieder aus der ehemaligen DDR einstimmig aufgenommen. Als neuer 1. Vorsitzender wurde Prof. Weissenbacher, München, gewählt, als 2. Vorsitzender Prof. Spitzbart, Erfurt, zum Schatzmeiser Dr. Mendling, Wuppertal, zu weiteren Vorstandsmitgliedern Prof. Hoyme, Essen, Prof. Petersen, Freiburg und zur Schriftführerin Privatdozentin Isolde Wachter, München.
Auf der folgenden AGII – Sitzung am 7. 11. 1991 in Erfurt wurde auf Vorschlag von Dr. Axel Schäfer, Berlin, der sich zu der Zeit wissenschaftlich besonders mit HIV-Infektionen sowie Zytokinen im Fruchtwasser beschäftigte, nochmals beschlossen, zukünftig den Namen „Arbeitsgemeinschaft für Infektionen und Infektionsimmunologie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (AGII)“ zu führen. Hiermit war die Gründungsphase der AGII abgeschlossen.
Herr Prof. Hirsch wurde einstimmig zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Der Initiator der AGII, Prof. Petersen, erklärte überraschend seinen Rücktritt als Vorstandsmitglied und schied in der Folge aus der AGII aus.
Der neue Schatzmeister erreichte 1995 beim Finanzamt Wuppertal die steuerliche Anerkennung der AGII der Gemeinnützigkeit. Die AGII wurde aber nie ein eingetragener Verein (e. V.), da die organisatorischen Hürden zu hoch erschienen.
Es waren im November 1991 151 Mitglieder registriert, aufgrund von Mitgliedsbeiträgen, Austritten mangels bleibendem Interesse, Pensionierungen, auch einigen Belastungen wegen Mitarbeit bei der Staatssicherheit der DDR blieben um 1994 noch 95 Mitglieder übrig.
Gremienarbeit und Empfehlungen der AGII
Arbeitsgebiete und Stellungnahmen/Empfehlungen der AGII waren damals Salpingitis – Empfehlungen (Vorsitz Hoyme), der vorzeitige Blasensprung/das Amnioninfektionssyndrom (Diskussion einer bundesweiten Studie, Vorsitz Martius), Herpes in graviditate (Vorsitz Spitzbart und Weissenbacher), die bakterielle Vaginose (Vorsitz Martius und Hoyme), Pilztherapie in graviditate (Vorsitz Mendling und Spitzbart) sowie die Vulvovaginalkandidose (Vorsitz Spitzbart und Mendling), die Therapie von Harnweginfektionen (Vorsitz Weissenbacher und Hoyme) und die Credé’sche Prophylaxe (Hoyme als Mitglied einer Kommission des Bundesgesundheitsamtes).
Im Jahr 1993 erfolgten Beratungen unter Teilnahme von AGII – Vorstandsmitgliedern wegen der Novellierung des damaligen Bundesseuchengesetzes.
1988 initiierte die AGII (Vorsitz Hoyme und Petersen) eine Multicenterstudie an 12 Zentren zur Prävalenz genitaler Chlamydia trachomatis – Infektionen in Deutschland. Als Ergebnis wurde ab 1. 4. 1995 das Chlamydien-Screening in der Schwangerschaft Pflicht im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge.
Prof. Erich Saling stellte 1994 erstmals öffentlich sein Frühgeburten-Vermeidungsprogramm vor. Im Vorfeld waren während der AGII – Sitzungen Pro und Kontra einer pH – Messung oder der Durchführung von Nativpräparaten in der Frauenarztpraxis diskutiert worden. Laktobazillen waren Thema der 9. Internationalen Tagung über Infektionen in Gynäkologie und Geburtshilfe in München – Großhadern unter aktiver Teilnahme solch renommierter Professoren wie Sharon Hillier/USA, Steven Witkin/USA, James McGregor/USA, William Ledger/USA, Per-Anders Mardh/Schweden, Jorma Paavonen/Finnland und Jeanine Henry-Suchet/Frankreich.
Es wurde beschlossen, eine Multicenterstudie zur Frühgeburtenvermeidung unter Leitung der Professoren Saling/Berlin und Husslein/Wien durchzuführen. Sie waren der Grundstein der in 2002 erstmals in Geburtshilfe und Frauenheilkunde von Hoyme, Möller und Saling sowie 2004 im BJOG publizierten Arbeiten von Kiss, Petricevic und Husslein zur Reduktion von Frühgeburten durch Erkennung einer vaginalen Dysbiose.
Es folgten 1994 in Der Frauenarzt Empfehlungen zur antimykotischen Prophylaxe in der Schwangerschaft (Mendling, Spitzbart) und zu Blutkonserven und HIV (Schramm, Weissenbacher, Hempel).
Im Jahr 1996 wurden erstmals für Frauenärzte in Deutschland Impfkurse von Prof. Weissenbacher und später auch von Dr. Neumann durchgeführt. Sie sind mittlerweile im Berufsverband fest etabliert.
In 1997 wurden die Empfehlungen zur bakteriellen Vaginose (Martius und Hoyme), zu HIV in der Schwangerschaft (Friese), B-Streptokokken in der Geburtshilfe (Martius), Chlamydien (Hoyme), Credé’sche Prophylaxe (Hoyme) und zu vaginalen und in 1999 zu zervikalen Infektionen (Arbeitsgruppe, gesponsert von Nourypharma) erarbeitet und in Der Frauenarzt publiziert, um den niedergelassenen Frauenärzten Hilfestellung zu Fragen zu geben, die in der Weiterbildung zu kurz gekommen waren.
Erstmals wurde 1987 von Prof. Seebacher als federführendem Autor für die Leitlinie Vulvovaginalkandidose der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft und der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft die Mitarbeit der AGII (Mendling) angeboten. Seitdem ist die Leitlinie mehrfach aktualisiert worden, seit 2010 unter der Federführung der DGGG (33). Da sich in Deutschland niemand aus der jungen Generation fand, diese Leitlinie (und die für Bakterielle Vaginose) kompetent zu aktualisieren, wurde sie 2017 vom Verfasser nach Rücksprache mit dem Leitlinienbeauftragten der DGGG, Prof. Beckmann, an Prof. Ljubomir Petricevic und Dr. Alex Farr, Universitäts-Frauenklinik Wien, gegeben.
In 2000 wurde eine Arbeitsgruppe HIV der AGII gebildet (Beichert, Weigel, Friese).
Es folgte 2002 die Leitlinie Infektionsrisiken bei assistierter Reproduktion (Weigel, Neumann, Keck, Geisthövel, Rabe) in Der Frauenarzt.
In 2008 folgte ein Update zur HPV-Impfung (Friese, Hampl).
Gesundheitspolitisch orientierte Bundestagsabgeordnete aller Parteien luden am 30. 11. 2011 Vorstandsmitglieder der AGII, der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau e. V. und Vertreter des Robert – Koch – Institutes zu einem Arbeitstreffen ein, bei dem es um Präventionskonzepte in Deutschland für sexuell übertragbare Infektionen ging. Die Ergebnisse wurden publiziert.
Prof. Weissenbacher hatte als Publikationsorgan der AGII den Medifact-Verlag gegründet und in 2003 alle bisherigen infektiologischen Empfehlungen dort zusammengefasst publiziert.
Kurse für gynäkologische Infektionen mit mikroskopischen Übungen
Im April 1981 hat Werner Mendling in Köln erstmals für 60 Gynäkologen einen Mikroskopierkurs mit Inhalten über gynäkologische Pilzinfektionen durchgeführt. Die Initiative und Organisation stammte von der Fa. Bayer, die mit Dr. Manfred Plempel im Institut für Mykologie des Pharma-Forschungszentrums in Wuppertal, dem Mit-Erfinder von Clotrimazol, ein Interesse daran hatte, Vulvovaginalkandidosen bei niedergelassenen Frauenärzten besser diagnostizierbar zu machen. Nach 110 solcher 4-stündiger Kurse für ca. 6.000 Teilnehmer endete dieses Engagement von Bayer im Jahr 1991. Daraufhin führte Mendling Mikroskopierkurse ganztägig mit Zertifizierung durch die Ärztekammer und Abschlussprüfung alleine und von der AGII und (später) der Frauenärztlichen BundesAkademie empfohlen durch. Bis heute sind über 250 Kurse für etwa 9.500 Frauenärztinnen und Frauenärzte aus Klinik und Praxis von ihm durchgeführt worden.
Auch Prof. Weissenbacher und Prof. Neumann haben ein bis zwei von der AGII empfohlene Mikroskopierkurse pro Jahr in München bzw. Hamburg veranstaltet.
Prof. Petersen, seit 1992 nicht mehr und um 2001 für ein Jahr nochmals Mitglied der AGII, hat seit 1991 auf eigene Initiative regelmäßig zahlreiche Mikroskopierkurse in seinem Privathaus in Kaysersberg/Elsass durchgeführt. Dadurch und durch seine gut bebilderten Lehrbücher über gynäkologische Infektionen und Vulvaerkrankungen ist er bei deutschen Gynäkologinnen und Gynäkologen populär geworden. Nachdem Prof. Petersen in den Ruhestand getreten war, konnte sein langjähriger Mitarbeiter, Prof. Andreas Clad, diese Sprechstunde an der Universität Freiburg fortführen, bis er leider früh im Jahr 2013 verstarb. Prof. Petersen verstarb überraschend im Mai 2016. So endete die infektiologische Kompetenz in der Universität Freiburg ohne Nachfolge.
Da auch vereinzelt Kurse in Deutschland zu gynäkologisch – infektiologischen Themen angeboten wurden, die nicht den Qualitätsansprüchen oder Lehrinhalten der AGII entsprachen, hat die AGII (Mendling, Mylonas, Neumann, Schäfer) in Der Frauenarzt 2014 Empfehlungen für die mikroskopische Infektionsdiagnostik in der DGGG und der Weiterbildungsordnung veröffentlicht.