Zika-Virus-Infektion in der Gynäkologie und Geburtshilfe

Stellungnahme der AG für Infektionen und Infektionsimmunologie der DGGG

Die Kausalität zwischen Zika Virus und fetaler Mikrozephalie gilt mittlerweile als gesichert

Durch die Globalisierung und die weltweit veränderten Reisegewohnheiten haben sowohl die WHO als auch lokale Gesundheitsbehörden das Risiko erkannt und unterschiedliche Maßnahmen ergriffen. Bekanntermaßen ist der primäre Ausbruch in Mittel- bzw. Südamerika zu lokalisieren. Allerdings nehmen die Bedenken der Verbreitung des Virus in den europäischen Ländern weiterhin zu. Vor allem aufgrund der anstehenden Urlaubszeit und der sportlichen Großereignissen (z. B. Olympische und Paraolympische Spiele in Brasilien) besteht ein sehr großer Informationsbedarf.

Fazit für die Praxis

  • Die Übertragung des Zika-Virus erfolgt über infizierte Mücken (insbesondere Aedes aegypti). Auch eine Übertragung durch Geschlechtsverkehr ist möglich. Zika-Virus Endemiegebiete liegen derzeit v. a. auf dem amerikanischen Kontinent. Das Erkrankungsrisiko in Europa ist gering.

  • Die Zika-Virus-Infektion verläuft meist a- bis oligosymptomatisch, ist aber auch mit einer Reihe von neurologischen Erkrankungen (z. B. Guillain-Barré-Syndrom) beim Erwachsenen assoziiert. Schwangere haben insbesondere im 1. Trimenon ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer fetalen Mikrozephalie.

  • Das Virus kann molekularbiologisch oder durch Antikörpertestung nachgewiesen werden. Bei Schwangeren mit positivem Testergebnis werden regelmäßige Ultraschalluntersuchungen empfohlen.

  • Schwangere sollten Reisen in Endemiegebiete meiden. Aus Endemiegebieten kommende oder dort wohnende Partner von Schwangeren sollten über den gesamten Zeitraum der Schwangerschaft bei Geschlechtsverkehr konsequent Kondome nutzen.

Abstract

 Gynäkologe DOI 10.1007/s00129-016-3966-2
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016

I. Mylonas ·
S. Dieterle ·
M. Hampl ·
U. B. Hoyme ·
J. Jückstock ·
W. Mendling ·
G. Neumann ·
K. Friese
Zika-Virus-Infektion in der Gynäkologie und Geburtshilfe.

Stellungnahme der AG für Infektionen und Infektionsimmunologie der DGGG

Zusammenfassung

Das Zika-Virus wird hauptsächlich durch den Stich von infizierten Mücken übertragen. Auch eine Übertragung durch Geschlechtsverkehr ist möglich. In bis zu 80 % der Fälle ist der Infektionsverlauf a- bzw. oligosymptomatisch, wobei die meisten Symptome nur 7 Tage anhalten. Die wichtigsten klinischen Manifestationen sind Hauterscheinungen, Fieber, Arthralgie bzw. arthritisähnliche Beschwerden und eine nichteitrige Konjunktivitis. Das Zika-Virus ist mit einer Reihe von neurologischen Erkrankungen (z. B. Guillain-Barré-Syndrom) beim Erwachsenen und einer fetalen Mikrozephalie während der Schwangerschaft assoziiert. Während das Risiko einer Mikrozephalie bei einer Infektion im 1. Trimenon zwischen 1 und 47 % berechnet wurde, scheint das entsprechende Risiko bei einer Infektion im 2. und 3. Trimenon vernachlässigbar zu sein. Für den Nachweis des Virus werden molekularbiologische Methoden genutzt. Schwangere, die kürzlich eine Reise in Endemiegebiete hinter sich haben, können getestet werden. Erweiterte Ultraschalluntersuchungen werden für alle Schwangeren empfohlen, die in Zika-Virus Endemiegebieten leben oder dorthin gereist sind. Bei Müttern mit positivem Testergebnis sollten sequenzielle Ultraschalluntersuchungen alle 3–4 Wochen erfolgen. Eine manifeste Erkrankung wird symptomatischmit Schmerzmitteln, fiebersenkenden Medikamenten und der Zufuhr von reichlich Flüssigkeit behandelt. Schwangere sollten berufliche und private Reisen in Zika-Virus-Endemiegebiete vermeiden bzw. Vorkehrungen zum Schutz vor Mückenstichen treffen. Da eine sexuelle Übertragung möglich ist, sollten Männer von schwangeren Frauen, die in Zika-Virus Endemiegebieten wohnen oder dorthin reisen, entweder keinen Geschlechtsverkehr haben oder konsequent Kondome über den gesamten Zeitraum der Schwangerschaft nutzen.

2022-10-26T15:21:41+02:00
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