Leitlinie Bakterielle Vaginose – Juni 2023
formal geprüft durch die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF)
Vorwort
Wenige Krankheitsbilder im Bereich der Frauenheilkunde haben derartige wissenschaftliche Kontroversen ausgelöst, wie die bakterielle Vaginose (BV). Seit mehr als 50 Jahren wird versucht, die Pathogenese der BV aufzuklären, um zu verstehen, ob die BV ein Syndrom, eine „Störung“ im Sinne einer Dysbiose, eine sexuell übertragbare Infektionskrankheit (STI) oder – bei asymptomatischen Frauen – gar ein Normalzustand ist. Aktuelle Daten sprechen dafür, dass die BV ein Syndrom ist, zu dem eine durch den Biofilm bedingte BV und weitere, bisher nicht näher charakterisierte dysbiotische Veränderungen der Vaginalmikrobiota („bakterielle Exzess-Vaginose“) gehören.
Unbestritten ist, dass die BV weltweit die häufigste urogenitale Störung bei Frauen im sexuell aktiven Alter darstellt und eine hohe Krankheitslast besitzt. Konsens besteht auch darüber, dass die BV ein deutlich erhöhtes Risiko für gynäkologische Komplikationen und Komplikationen während der Schwangerschaft mit sich bringt, und dass sie Ko-Infektionen mit Sexuell übertragbaren Infektionen (STI) wie HIV, HPV, HSVTypen 1 und 2, N. gonorrhoeae, C. trachomatis , u.a. begünstigt.
Die klinische Herausforderung ist bis heute die hohe Rate an Therapieversage n, die nicht selten zu chronisch rezidivierenden Verläufen mit hohem Leidensdruck bei den Betroffenen führt. In den letzten Jahren haben molekulargenetische Untersuchungen wie FISH, NAAT/PCR oder NGS zu einem enormen Wissenszuwachs geführt, wobei die erhobene Faktenfülle kaum noch zu überblicken ist. Die Diskussion über Pathomechanismen und das Wesen der BV wurde dadurch nicht einfacher . Die Überarbeitung der vorliegenden Leitlinie soll hierbei Abhilfe schaffen.
Aufgrund der hohen Prävalenz der BV, der damit einhergehenden Relevanz für die Frauengesundheit, die klinische Praxis sowie der Vielzahl neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, wurde von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) e.V. die Überarbeitung der bisherigen S1-Leitlinie zur BV initiiert. In einem interdisziplinären Prozess, der die verschiedenen Fachgesellschaften, Berufsgruppen und AnwenderInnen einschließt, soll der aktuelle Stand des medizinischen Wissens zusammengefasst und daraus Handlungsempfehlungen für den klinische Alltag abgeleitet werden. Die aktuelle Version der Leitlinie enthäl t erstmalig die strukturelle Konsensusfindung, womit sie nunmehr der Stufe S2k entspricht.
Links finden Sie die komplette – Leitlinie Bakterielle Vaginose – Juni 2023 – als PDF Datei.